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Heinrich-Theissing-Institut Schwerin  >  Start  >  Ausstellung  >  Auf der Suche nach Identität 2014

Auf der Suche nach Identität - Katholiken in norddeutscher Diaspora Eröffnung einer Ausstellung zur Historischen Bibliothek St. Anna am 23. März 2014

Geschichte Mecklenburgs von Samuel Buchholtz, Rostock 1753
Bibel in der Ãœbersetzung von Martin Luther (Titelseite), Wittenberg 1569
Lateinische katholische Bibel (Abbildungsseite: Lager der Israeliten), Paris 1540

Am 23. März 1795 wurde die neu erbaute katholische Kirche zu Schwerin geweiht. Dieses Datum ist aktuell zwar kein besonderes Jubiläum für die Propsteigemeinde St. Anna. Aber der ursprüngliche Kirchweihtag gibt Anlass genug, sich darauf zu besinnen, wann und wie katholisches Glaubensleben in Mecklenburg wieder entstanden ist. Dazu will die Ausstellung „Auf der Suche nach Identität“ anregen, die am dritten Fastensonntag um 11.30 Uhr (nach dem Hochamt) in den Ausstellungsräumen Klosterstraße 15 wieder eröffnet wird.  Anhand von seltenen Druckwerken aus der Historischen Bibliothek St. Anna kann sich der Besucher ein Bild über die geistigen Auseinandersetzungen machen, die unsere Vorfahren im konfessionell geteilten Deutschland durchlebten. Viele der damaligen Kontroversen sind heute überwunden; einige aber – so wird man mit Ãœberraschung feststellen –  scheinen auch heute noch aktuell zu sein.

Als katholischer Christ gehört man seit der Reformation im Norden Deutschlands zu einer Minderheit. Die Geschichte von Minderheiten ist oft konfliktreich. Anlass dazu geben schon eine andere Sprache, ein anderer Glaube oder andere Sitten. Besonders schwer haben es die Menschen,  die nicht nur anders sind als die meisten ihrer Landsleute, sondern die auch Fremde sind, also woanders herkommen und womöglich auch noch anders aussehen. Das Anderssein will behauptet werden, das Fremdsein möchte man bald überwunden haben. Die Fremden wollen neue Heimat finden und ihre alten Sitten und Gebräuche dabei möglichst bewahren. Aus diesem scheinbar unauflösbaren Konflikt entsteht die Frage nach der Identität von Minderheiten.

Genauso erging es den Katholiken, die nach der Reformation in die protestantisch gewordenen Länder kamen. Sie hatten ein anderes Glaubensbekenntnis als die überwiegende Mehrheit im Lande. Oft waren es Ausländer, die nach anderem Brauchtum lebten, die anders sprachen und manchmal auch anders aussahen, als die Leute in ihrer neuen Heimat. Diese aber betrachteten die Fremden, die hier ein altes, überwunden geglaubtes Bekenntnis leben wollten, mit Misstrauen und Argwohn.

Eine Minderheit suchte und fand ihren Weg. Auch im protestantischen Mecklenburg ging es für die dort lebenden Katholiken um Selbstbehauptung, denn der eigene Glaube sollte gelebt und an die Kinder weitergegeben werden. Man musste Stellung beziehen zu Fragen der Zeit, man musste wissen, worum es ging in den meist öffentlich geführten Auseinandersetzungen um  Bekenntnis und Lebensweise. Und es war wichtig, einen geachteten Platz in der Gesellschaft zu finden, es ging um Anerkennung und Gleichberechtigung. 

Ein besonderes Zeugnis dieser Geschichte geben die in der Ausstellung gezeigten Bücher aus der Historischen Bibliothek der Propsteigemeinde St. Anna. Dieser umfangreiche Bestand jahrhundertealter Druckwerke lässt die geistig-geistlichen Auseinandersetzungen, in denen sich die Katholiken in norddeutscher Diaspora bewähren mussten, heute noch sinnfällig erfahren. Die Ausstellung „Auf der Suche nach Identität“ will diese Erfahrung in unsere Zeit hinein vermitteln.

Dabei geht es auch um das sich wandelnde Verhältnis zwischen konfessioneller Mehrheit und Minderheit im Lande. Aus Ablehnung und Abwehr entstanden unter den Zeichen von Aufklärung und Toleranz erste Versuche einer Annäherung. Erkenntniszuwachs durch Naturwissenschaft, Erfahrungen technischer Machbarkeit und kritische Wertung überholter Vorstellungen schufen einen erweiterten Horizont. Am Ende finden sich alle Konfessionen einem wachsenden Unglauben in der Welt gegenüber, der zu gemeinsamer Bewahrung und Verkündigung von christlichen Werten und Gottesglauben verpflichtet.

Die Ausstellung ist in folgende Themenbereiche gegliedert:

  • Spuren der Geschichte
  • Der eigene Standpunkt
  • Äußere Zeichen
  • Konversion und Abwehr
  • Distanz und Annäherung
  • Erweiterter Horizont
  • Glaube und Unglaube
  • Heilige Schrift und Verkündigung

 


Der Katalog zur Ausstellung, der bereits bei der ersten Präsentation im Jahre 2006 erschien, ist noch zum Preis von 5,- € erhältlich. Der reich bebilderte Band  kann auch im Buchhandel unter der ISBN 3-9810169-1-2 erworben werden.

 

Vulgata, Basel 1578
Kontrovers-Predigten, Augsburg 1763-67
Kontrovers-Schrift aus protestantischer Sicht (Sammelband). Leipzig 1752
Kontrovers-Schrift aus katholischer Sicht, Oberammergau 1751
Zeugnis einer Konversion, Prag 1762
Pastoralschrift zu gemischten Ehen, Augsburg 1839
Geschichte des Papsttums aus protestantischer Sicht, Gotha 1769
Sammelband mit katholischen und protestantischen Schriften, Hildesheim und Helmstedt, 1709 und 1712.
Katholische Schrift aus Anlass eines Reformationsjubiläums, Münster 1817
Unterhaltsame Belehrungen zu Glaube und Naturwissenschaften, Wien 1792
Enthält die Vorstellung der russisch-orthodoxen Kirche und ihrer Gebräuche, Leipzig 1713
Entlarvung abergläubischer Praktiken, Frankfurt und Leipzig 1777
Geschichtswissenschaft und biblische Schriften, Halle 1754
Programmatische Schrift zur Vereinigung der christlichen Konfessionen, Frankfurt 1801
Abbildung aus der Coburger Bibel von 1468 (in: Sammelband von 1807 zur bald erhofften Einheit der Konfessionen)