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Heinrich-Theissing-Institut Schwerin  >  Start  >  Zum Jubiläum ein neues Buch

Zum Jubiläum ein neues Buch

Dr. Georg Diederich bei der Vorstellung der Präsentation des 3. Chronikbandes (Foto: Rainer Cordes)

Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Heinrich-Theissing-Institutes und Präsentation des 3. Chronikbandes


Am Abend des 31. August 2018 war Schweriner Schleswig-Holstein-Haus ganz in katholischer Hand. Zur hier stattfindenden Vorstellung eines neuen Buches über die Geschichte der katholischen Minderheit in Mecklenburg reiste eigens Erzbischof Dr. Stefan Heße aus Hamburg an. Für das Land Mecklenburg-Vorpommern kam Justizministerin Katy Hoffmeister. Veranstalter waren das Thomas-Morus-Bildungswerk Schwerin sowie die Stiftung Mecklenburg, die durch ihre Direktorin Dr. Ulrike Petschulat vertreten wurde.

Als Gastgeberin des Abends begrüßte die Leiterin des katholischen Büros Schwerin, Claudia Schophuis, die mehr als 80 Besucher im überfüllten Vortragssaal. Zur Präsentation des neu erschienenen Buches „Chronik der katholischen Kirche in Mecklenburg von 1961 bis 1990“ waren aber nicht nur Interessenten aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen, aus Hamburg und Bremen gekommen. Dazu gehörten auch die Kuratoriumsmitglieder des Heinrich-Theissing-Institutes, die zuvor das 25-jährige Bestehen dieser einmaligen kirchlichen Einrichtung in einer festlichen Sitzung gewürdigt hatten.

Seit seiner Gründung 1993 in Schwerin wurde im Heinrich-Theissing-Institut vorrangig zum kirchlichen Leben und Wirken in der Zeit der Diktaturen geforscht. Als wissenschaftliche Einrichtung sei dieses Institut in der katholischen Kirche Deutschlands einmalig, betonte Erzbischof Heße in seinem Grußwort. Von der hier geleisteten umfangreichen Arbeit zur historischen Aufarbeitung der Vergangenheit zeugten mehr als zwanzig Buchpublikationen, die in Allgemeinheit und Wissenschaft große Beachtung gefunden hätten. Weiterer Höhepunkt dieser ersten Arbeitsphase sei der heute erschienene dritte Band der Chronik, mit dem die Reihe „Kirche unter Diktaturen“ ihren Abschluss gefunden hat.
Justizministerin Hoffmeister zeigte sich überzeugt, dass mit diesem Buch eine Lücke in der Geschichtsschreibung zur jüngsten Vergangenheit in Deutschland endlich gefüllt sei. Auch sie würdigte die Arbeit des Heinrich-Theissing-Institutes, das unter den Forschungsstätten der historischen Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern einen geachteten Platz einnehme. Hier schloss sich Stiftungsdirektorin Petschulat an. Sie bedankte sich auch beim neuen Leiter des Institutes, Martin Colberg, für die jüngst übereichten Bücher zur Geschichte der katholischen Minderheit in Mecklenburg.
Gerade Minderheiten haben in jeder Gesellschaft eine unverzichtbare Rolle – sie seien die Wächter für die Einhaltung der Menschenrechte. Mit diesem Zitat aus dem neuen Band, das vom Schweriner Bischof Heinrich Theissing aus dem Jahre 1976 stammt, begann Autor Dr. Georg Diederich seine Buchvorstellung, Er begründete den Anspruch der Chronik als wissenschaftliches Fach- und Sachbuch, das gleichzeitig als leicht geschriebenes und reich bebildertes Werk ein breites Lesepublikum finden könne. Das habe sich schon bei den beiden ersten Bänden der Reihe gezeigt, die – bis auf wenige Bände – vergriffen sind.

In großen Linien zeichnete der Autor dann die auf 944 Seiten beschriebene Entwicklung der katholischen Kirche in Mecklenburg zwischen Mauerbau und Mauerfall nach. Wie auch die evangelische Landeskirche musste sie sich gegen Propaganda und Repression des atheistischen Staates zur Wehr setzen; wie auch die evangelischen Christen mussten auch die Katholiken versuchen, in der glaubensfeindlichen Gesellschaft ihren Platz zu finden. Anders war der Status der katholischen Kirche selbst, die sich ja nicht als Landeskirche, sondern als Teil des Bistums Osnabrück verstand. Auch auf dem Weg zum selbständigen Bistum, der am 1970 immer zwingender erschien, war die Verbundenheit mit der Weltkirche genauso wichtig wie die Verwurzelung in Region und Land.

Beim Versuch, das kirchliche Leben in den letzten drei Jahrzehnten der DDR möglichst umfassend darzustellen, blieben auch Forschungsergebnisse mit bitterem Beigeschmack nicht aus. Besonders betroffen äußerte sich der Autor zu den neuen Erkenntnissen über Stasi-Mitarbeit und Verrat an der Kirche. So habe es doch - anders, als bisher vermutet, - eine direkte Bespitzelung des Bischöflichen Amtes Schwerin gegeben. Und auch die konspirativen Kontakte, die Bischof Theodor Hubrich 1988/89 mit dem MfS unterhielt, waren schwerwiegender, als bisher gedacht. Hier könne auf dem bisherigen Stand der Forschung noch keine abschließende Bewertung gegeben werden.

Mit einem Dank an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie einem Ausblick auf die kommenden, neuen Aufgabenfelder des Heinrich Theissing-Institutes beendete Martin Colberg als dessen Leiter den offiziellen Teil des Abends. Dieser fand dann mit vielen persönlichen Gesprächen und einem gemeinsamen Imbiß im Garten des Schleswig-Holstein-Hauses bei bestem Sommerwetter einen würdigen Abschluss.